Sie vermuten bei Ihrem Kind eine Dyskalkulie oder Rechenschwäche? Was tun? (Raum Köln)
Zunächst muss natürlich ausgeschlossen werden, dass die Probleme Ihres Kindes einfach durch eine körperliche Ursache zu erklären sind, wie zum Beispiel beeinträchtigtes Seh- und Hörvermögen. Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten Ihr Kind auf Dyskalkulie testen zu lassen. Kinder - oder Jugendpsychiater können auf Grundlage von Mathe- und Intelligenztests ein fachärztliches Gutachten erstellen.
Hierbei wird geprüft, ob das Kind normal oder gut intelligent ist und nur in Mathematik die Schwierigkeiten auftreten. Auch Schulberichte, sprachliche und motorische Entwicklung, sowie Hör- und Sehleistungen, Aufmerksamkeit und Konzentration, das Sozialverhalten, die seelische Belastung und evtl. psychosomatische Belastungen können in die Beurteilung mit eingehen. Es besteht die Möglichkeit, dass Kinder, die schon viele alternative Rechenstrategien entwickelt haben, den Mathe-Test teilweise trotzdem gut lösen können. Von einer Teilleistungsstörung / Dyskalkulie spricht man (aber nur), wenn eine normale bis hohe Intelligenz festgestellt wird und die mathematischen Fähigkeiten des Kindes darunter liegen.
Diese Art von Testung kann auch das SPZ (Sozialpädriatisches Zentrum) oder der schulpsychologische Dienst vornehmen. Auch Rechentherapeuten können eine Testung durchführen. Hier wird meist (mehr) Wert darauf gelegt, herauszufinden, an welchem Punkt das Kind aus der Mathematik ausgestiegen ist und welche Strategien es schon oder noch nicht anwendet, um zur Lösung zu kommen.
Angenommen, bei Ihrem Kind wird eine Dyskalkulie diagnostiziert: Wie geht es nun weiter?
Wenn Sie einen Antrag auf Kostenübernahme beim Jugendamt stellen möchten, benötigen Sie dafür ein Gutachten vom Kinder- und Jugendpsychiater oder dem SPZ. Das Jugendamt entscheidet innerhalb von einem Zeitraum von 3-6 (!) Monaten (in Köln), ob die Kostenübernahme gewährt wird.
Bitte bedenken Sie, dass diese wertvolle Zeit für Ihr Kind verloren geht, da es bis dahin keine therapeutische Förderung erhält. Fachleute sind sich darüber einig, dass es für Kinder und ihr Selbstbewusstsein besser ist, so früh wie möglich mit der Förderung zu beginnen, um sozial-emotionale Auffälligkeiten, Versagens- und Schulangst abzufangen bzw. zu vermeiden.
Mit der Kostenübernahme verpflichten Sie sich als Familie, die betroffenen Lehrer und Ihr Kind zur Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, d.h. zur Einhaltung der im Hilfeplangespräch festgelegten Ziele und empfohlenen Handlungsmöglichkeiten.
Normalerweise müssen die Eltern die Kosten für diese Behandlung selber tragen, die Krankenkassen bezahlen die Therapie von Dyskalkulie nicht. Leider wird auch das Jugendamt nur in seltenen Fällen, wenn z.B. starke psychische Probleme als Folge der Rechenstörung vorliegen, den Antrag auf Kostenübernahme genehmigen.
Sie wollen nicht so lange warten?
Oder die Diagnose lautet „keine Dyskalkulie“, obwohl Ihr Kind in Mathematik nachweislich große Probleme hat?
Oder Sie möchten den Weg „Gutachten beim Kinder-und Jugendpsychiater ->Jugendamt“ aus anderen Gründen nicht beschreiten?
Grundsätzlich benötigen Sie kein Gutachten oder eine Testung um Ihr Kind bei einem Dyskalkulie- bzw. Rechentherapeuten anzumelden. Im Normalfall wird man dort aber eine Diagnostik durchführen, um den Kenntnisstand des Kindes in Mathematik festzustellen und den Therapieplan darauf abzustimmen.
Sie sollten darauf achten, dass Ihr Kind eine individuell abgestimmte, ganzheitliche Therapie erhält, die meist aus einer Kombination von Lern- und Psychotherapie besteht, bei der sowohl die schulischen, als auch die emotionalen Probleme Ihres Kindes in Angriff genommen werden. Ihr Kind soll nicht nur lernen, seine Leistung in Mathe zu verbessern, sondern auch, sich selbst positiver zu sehen und sich mehr zuzutrauen. Wenn die Störung frühzeitig erkannt und professionell behandelt wird, lassen sich die Probleme zum größten Teil kompensieren. Zusätzlich sollten auch immer Elterngespräche zu den aktuellen mathematischen Themen aber auch zu Ihren Fragen mit im Therapieplan integriert sein.